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aspekte

Pop und Profit Ist die Vielfalt der Musik in Gefahr?

Kategorie
Dokumentation
Produktionsinfos
Zeitgeschichtlicher Stoff
Produktionsland
D
Produktionsjahr
2024
Beschreibung
Grosse Popstars und Major Label schwimmen im Geld. Für 99 Prozent der Künstler bleiben nur Krümel vom Geschäft mit dem Streaming. Stirbt die Vielfalt des Pop? Die Digitalisierung hat die Branche durcheinandergewirbelt. Was bedeutet das für uns und unsere Musik? Wie revolutioniert TikTok die Pop-Vermarktung? Und warum sind Livekonzerte so horrend teuer geworden? 'aspekte' schaut hinter die Kulissen. Herbert Grönemeyer schlägt Alarm: 'Dieses System tötet die Künstler im unteren und mittleren Bereich. Täglich. Die können aufhören, die können nicht mehr von ihrer Musik leben!' Die Vielfalt der Kunst sei in Gefahr, sagt Deutschlands erfolgreichster Musiker im 'aspekte'-Interview. Das Problem: Bei der Umstellung von Tonträgern aufs Streaming seien die Weichen falsch gestellt worden. Auf Spotify verdienen 1 Prozent der Künstler 90 Prozent des Geldes – der Rest bekommt nur Peanuts. Taylor Swift takes it all? Dabei müsste eigentlich genug Geld für alle da sein. Die Musikindustrie wächst im neunten Jahr in Folge. Die Major Label Universal, Sony und Warner fahren Milliardengewinne ein. Was läuft also falsch? Für Grönemeyer ist es vor allem das 'Pro-Rata'-System: Jeder gestreamte Song wird mit dem gleichen Betrag entlohnt, bei Spotify sind das etwa 0,3 Cent. Grönemeyer und viele andere Musiker fordern ein anderes System: Das 'User Centric Payment' – Dabei wird das Geld, das ein User ausgibt, nur an die Musiker verteilt, die er oder sie auch hört. Das würde wahrscheinlich dazu führen, dass Künstler, die anspruchsvollere Musik machen und eher gezielt gehört werden, mehr Geld bekommen würden. Für Dauerschleifen- und Playlistqueens wie Taylor Swift bliebe weniger übrig. Gewinnen würden Artists, wie die deutsch-polnische Sängerin Balbina. Im Moment verdient sie nur etwa 300? bis 400? durch Streaming – im Jahr. Das reicht nicht mal für einen Tag im Studio. Ihre komplexe Popmusik, zuweilen aufwändig produziert, findet in einer kleinen, aber feinen Nische statt. Aber die Musik an die Algorithmen anzupassen, um mehr gestreamt zu werden, kommt für Balbina nicht in Frage. Streamingkompatible Musik, das würde bedeuten: Die ersten Sekunden müssen catchen, Ohrwurmqualität, nur keine langen Intros und möglichst auch keine langen Songs – denn damit ein Song bezahlt wird, muss er nur 30 Sekunden gehört werden, alles danach ist egal. Die Digitalisierung hat aber auch grossartige Seiten. Nicht nur, dass den Usern unfassbar viele Songs zur Verfügung stehen – 100 Millionen sind es alleine auf Spotify. Manchmal spülen die Algorithmen auch Künstler ins Rampenlicht, die früher, im CD-Zeitalter, nie so schnell erfolgreich geworden wären. Wie die 21-jährige Sängerin LUNA. Als 17-jährige wurde sie mit einem Handyvideo aus ihrem Kinderzimmer im niederbayrischen Otterskirchen heraus zu einer TikTok-Berühmtheit. Ihr Trennungssong 'Verlierer' berührte Millionen junger Menschen. Zwei Monate später hatte sie einen Plattenvertrag und landete auf Platz 3 der Charts – ein märchenhafter Aufstieg. Aber wie lässt sich an den Erfolg anschliessen? Mit 'aspekte'-Host Jo Schück spricht LUNA auch über die Erwartungshaltung auf TikTok und den Druck, ständig präsent zu sein. Popfans sind die Gewinner der Digitalisierung: Auf Social Media sind sie ihren Stars so nah wie nie, durch Streaming ist Musik unendlich verfügbar und günstig – oder gar umsonst, wenn man Werbung in Kauf nimmt. Und: Die Musiker spielen häufiger live als früher – weil sie fast nur noch mit Konzerten und Merchandise Geld verdienen. Nur eines hat sich für die Fans zum Schlechteren verändert: Die Ticketpreise. Die steigen in horrende Höhen. Grosse Bands und Ticketanbieter wie Eventim und Ticketmaster haben jetzt das 'Dynamic Pricing' entdeckt. Wenn ein Konzert fast ausverkauft ist, dann kosten die letzten Tickets das Doppelte oder Dreifache. 'Hot Ticket' oder 'Platinum-Ticket' heisst das dann – die Plätze sind aber genau wie die zum Normalpreis. Aber für Heroen wie Depeche Mode sind viele Fans bereit, mehrere hundert Euro für eine Karte auszugeben. Liegt hier eine Chance für kleinere Konzertorte? Im Gegenteil, sagt Pamela Schobess, Betreiberin des Berliner 'Gretchen', ein Club, der schon häufig für sein gut kuratiertes Programm ausgezeichnet wurde. Auch die kleineren Venues mussten die Preise anheben. Und die Portemonnaies der Popfans sind nicht unendlich tief: Wenn die grossen Stars mehr verlangen, bleibt bei vielen nicht mehr genug Geld für die kleineren Konzerte übrig. Deshalb bringt Schobess sogar eine staatliche Förderung für Clubs ins Spiel. Staatstheater gibt es ja auch – warum dann nicht auch 'Staatsclubs'? In der 'aspekte'-Sendung 'Pop und Profit' blickt Moderator Jo Schück hinter die Kulissen der Pop-Industrie. Er besucht Youtuber, TikTok-Stars und Granden des Pop in ihren Studios, spricht mit Fans vor der Grossarena und im kleinen Club. Die Popbranche ist im Wandel. Das ist beängstigend, faszinierend und vielversprechend zugleich.