Klassische Rollenbilder halten sich hartnäckig in unserer Arbeitswelt. Gesellschaftlich geprägte Stereotype bestimmen noch immer massgeblich die Berufswahl von Frauen und Männern. Während sich im Vergleich zu 2012 der Anteil von Informatikerinnen um gerade zwei Prozentpunkte auf 15 Prozent erhöhte, sank er bei Maschinen- und Fahrzeugtechnikerinnen im gleichen Zeitraum sogar geringfügig um ein Prozentpunkt auf elf Prozent. Einen wesentlichen Einfluss übt dabei der unterschiedliche Blick auf das Thema Familie aus. Von aussen wird Frauen oft fehlende Durchsetzung unterstellt. Vorurteile, Klischees und auch Hohn und Diskriminierung halten Mädchen und junge Frauen ab, sich in sogenannte Männerberufe zu wagen. Die einen versuchen es erst gar nicht, andere geben nach einiger Zeit auf. Nicht so die Protagonistinnen dieses Films. Sophia Flörsch ist die erfolgreichste deutsche Rennfahrerin. Sie fährt als einzige Frau mit 20 Jahren in der Formel 3 und strebt einen Startplatz in der Formel 1 an. Beim 'Macau Grand Prix 2018' hatte Flörsch im Alter von 18 Jahren einen schweren Unfall. Sie kollidierte bei einer Geschwindigkeit von etwa 276 Kilometern pro Stunde seitlich mit einem anderen Fahrzeug und verlor die Kontrolle über ihren Wagen. Es folgte eine elfstündige Operation. Jetzt fährt sie in der Formel 3. Und im September 2020 ist sie beim berühmtesten Rennen der Welt dabei, dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Sie starte im ersten reinen Frauenteam in der LMP2-Klasse, sagt Flörsch, die sich lautstark beklagt, dass Frauen im Rennsport endlich die gleichen Rechte bekommen sollten wie die männlichen Kollegen. Sie selbst stünde männlichen Rennfahrern in nichts nach. Doreen Gaumann aus Bremen übt ein ganz besonderes Handwerk aus: Sie ist gelernte Braumeisterin. In Deutschland ist das eine Seltenheit. Auch in ihrem Betrieb ist sie die einzige Frau. Davon unterkriegen lässt sie sich aber nicht, im Gegenteil, sie möchte auf mehr Gleichberechtigung in ihrem Berufszweig aufmerksam machen. Sie wuchtet schweres Material, fährt Gabelstapler und erfindet neue Biersorten. Leidenschaft und Spass im Beruf sind für sie entscheidend. Sie sagt, dass manche Männer auf dem Absatz kehrtmachen, wenn sie sehen, dass sie es mit einer Expertin zu tun haben. Lisa Schwarz, die Gelbe Engelin, kommt, wenn der Motor streikt. 'Dass da jetzt auch Frauen arbeiten beim ADAC.' – Frauen freuen sich, Männer sehen ihr Ego in Gefahr, wenn sie mit dem Auto liegen bleiben und eine Pannenhelferin kommt. Ihre Zahl bundesweit ist einstellig, es sind zehn von fast 1700. Sie bocken Autos auf, kriechen unter gestrandete Fahrzeuge, überbrücken Batterien und wechseln Reifen. Gleichzeitig schultern sie Vorurteile und kontern blöde Sprüche. Lisa Schwarz lebt in Lünen. Dort ist sie auch im Dienst unterwegs. In der Werkstatt, in der sie einst lernte, war sie auch die einzige Frau und setzte sich mit Kompetenz, Ehrgeiz, aber auch mit Mut, Witz und Charme durch. Die '37°'-Reportage begleitet die Frauen in ihrem Arbeitsalltag und geht der Frage nach, warum diese drei in ihrem Beruf immer noch eine Rarität sind. Was treibt sie an, lässt sie durchhalten und für mehr Gleichberechtigung kämpfen? Vorbilder wollen sie alle sein, Mut machen und zeigen, dass sie in einem Beruf, der sonst eher von Männern ausgeübt wird, durchaus ihren männlichen Kollegen das Wasser reichen können – allen Vorurteilen und Klischees zum Trotz. Die '37°'-Sendung steht am Sendetag ab 8.00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung.
Barack Obama, der Donald Trump als 'Vollidioten' bezeichnet, oder Hollywoodstars als Pornodarstellerinnen – Deepfakes machen es möglich. Dürfen wir unseren Augen noch trauen? Mithilfe künstlicher Intelligenz lassen sich Videos heute nahezu perfekt manipulieren, sodass Menschen scheinbar Dinge sagen oder tun, die sie nie gesagt oder getan haben. Manipulationen erreichen eine neue Dimension. Wie ausgeliefert sind wir der Gefahr? Bisher war die realistische Animation von Menschen Spezialisten vorbehalten. In Hollywood wird bis heute ein enormer technischer Aufwand betrieben, um zum Beispiel verstorbene Schauspieler für einen Blockbuster wieder zum Leben zu erwecken. Eine besondere Herausforderung ist dabei, das Gesicht möglichst echt wirken zu lassen. Seit wenigen Jahren gibt es jedoch eine neue Technik für diese Aufgabe: Deepfakes. Dabei lernt ein Programm dank künstlicher Intelligenz, wie eine Person aussieht und welche Mimik sie hat. Per Mausklick lässt sich anschliessend das Gesicht auf zum Beispiel einen Schauspieler oder einen Politiker – im Prinzip auf jede beliebige Person – übertragen. Inzwischen sind Deepfake-Programme als Freeware für jedermann zum Download verfügbar. Und das birgt eine Gefahr: Was, wenn Politikern falsche Aussagen in den Mund gelegt werden? Bisher zeigen zum Glück nur Künstler und Aktivisten auf eher harmlose Weise, was möglich ist – doch die Manipulationsmöglichkeiten sind beängstigend. Am meisten Schaden haben Deepfakes bisher in einem Genre angerichtet, das man nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert: im Porno-Milieu. Es ist ein neuer Hype, Gesichter von prominenten Frauen digital auf die Darstellerinnen zu projizieren – mit schauerlich realistischen Resultaten. Schätzungsweise sind mehr als 95 Prozent der heute im Internet kursierenden Deepfakes pornografischen Inhalts. Doch das Potenzial der Technik reicht viel weiter. Während die Deepfakes in rasanter Geschwindigkeit immer besser und lebensechter werden, läuft parallel ein Wettlauf, die Fälschungen wiederum mit künstlicher Intelligenz zu enttarnen. Doch es bleiben viele Fragen offen. Kann wirklich jeder solche Deepfakes erstellen? Woran lassen sie sich erkennen? Wie können wir uns für eine Zukunft wappnen, in der wir unseren Augen nicht mehr trauen können? Und: Was lehrt uns diese neue Technologie über unsere Wahrnehmung? Harald Lesch geht auf die Suche nach Antworten.