'Wie wir wurden, was wir sind': Am Beispiel prominenter Lebensläufe zeichnet die Dokumentation ein persönliches und berührendes Stimmungsbild der deutschen Nachkriegsjahre. 75 Jahre nach Kriegsende schildern prominente Schauspieler ihre dramatischen Kindheitserlebnisse. Sie erzählen, wie es ihnen trotz aller Schrecken und Entbehrungen gelang, erfolgreich ihren Weg zu gehen – im Nachkriegsdeutschland, in das sie hineinwuchsen. Mario Adorf, Ingrid van Bergen, Michael Degen, Eva-Maria Hagen, Winfried Glatzeder, Elmar und Fritz Wepper: Sie gehören einer Generation an, die den Neuanfang und Wiederaufbau in beiden deutschen Staaten erlebten. Als Kinder haben sie den Krieg überstanden, an der Seite ihrer Mütter die Bombennächte, Flucht und Vertreibung, die Befreiung der NS-Lager erlebt. Sie fanden sich 1945 wieder in einem Trümmerland, das den Anschein erweckte, als würde es noch Jahrzehnte am Boden zerstört bleiben. Doch schon in den 50er-Jahren erfuhr Westdeutschland eine unerwartet rasche Blüte im Zeichen des sogenannten Wirtschaftswunders. Und jenseits des 'Eisernen Vorhangs' mauserte sich die DDR zum sozialistischen Musterstaat. Hüben wie drüben richteten die Menschen den Blick nach vorn – und selten zurück. Es galt, sich neu einzurichten – und die Schatten der Vergangenheit dabei auszublenden. Viele Kinder und Jugendliche der Zeitenwende hatten Traumatisches erlebt, über das sie Jahrzehnte nicht sprechen durften oder konnten. Welchen Preis zahlten sie für den raschen Weg in den wachsenden Wohlstand oder eine angeblich klassenlose Gesellschaft? Viele von ihnen hatten im Krieg den Vater verloren, einige auch noch durch Flucht ihre Heimat. Sie mussten von klein auf lernen, auf eigenen Beinen zu stehen und sich selbst ums Alltägliche zu kümmern. Mario Adorf, der das Kriegsende als Hitlerjunge erlebte, wuchs allein mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen auf. Doch er boxte sich – im wahrsten Sinne des Wortes – durch. Die späteren Filmstars Ingrid van Bergen und Eva-Maria Hagen verbrachten einen Teil ihrer Kindheit als Halbwaisen in Flüchtlingsquartieren. Michael Degens Vater fiel dem Massenmord an den Juden zum Opfer. Auch Elmar und Fritz Wepper mussten ohne ihren im Krieg vermissten Vater heranwachsen. Doch die Nachkriegszeit bot ihnen auch Chancen: So wurden die 'Trümmerkinder' in den 50er-Jahren erwachsen und machten Karriere, wurden zu deutschen Idolen. Heute erinnern sich die meisten von ihnen gern an die Zeit, geprägt von Zuversicht, Improvisationsgeist und der Überwindung überkommener Moralvorstellungen. Es sind Zeugnisse einer Generation, die möglichst nur nach vorne schauen sollte. Illustriert werden die Lebensberichte mit authentischen Filmbildern aus jenen Jahren und animierten Zeichnungen im Stil der Graphic Novel.
Ohne Pflegekräfte vor allem aus Osteuropa wäre die Versorgung in Alten- und Seniorenheimen, aber auch in der häuslichen Betreuung hierzulande nicht mehr vorstellbar. Für die Frauen ist die Arbeit in Deutschland finanziell attraktiv – aber sie zahlen einen hohen Preis. Der Film begleitet zwei Pflegerinnen aus Bulgarien und Albanien zu ihren Arbeitsstätten und zu ihren Familien, die sie in ihren Heimatländern zurücklassen. Der Pflegenotstand in Deutschland ist ein Dauerthema. Derzeit werden hierzulande 2,12 Millionen Menschen zu Hause betreut und rund 868 500 in Pflegheimen. Tendenz steigend. In einem aktuellen Gutachten ermittelten Forscher der Universität Bremen, dass die Zahl der Pflegekräfte allein in Altenheimen um rund 120 000 erhöht werden müsste, um den aktuellen Personalmangel abzufedern. Die Situation wäre noch dramatischer, würden die meisten Hilfsbedürftigen nicht zu Hause betreut, unterstützt durch bezahlte Pflegekräfte aus dem Ausland, zumeist aus Osteuropa. Nach Schätzungen des Verbands für häusliche Betreuung und Pflege arbeiten rund 300 000 Osteuropäerinnen in Deutschland. Für die Pflegebedürftigen und deren Angehörigen sind sie häufig die 'letzte Rettung'. '37°' betrachtet diese Situation aus der Perspektive von zwei Frauen, die ihre Heimat verlassen haben, um in Deutschland in der Altenpflege zu arbeiten. Der Film begleitet die Frauen in ihre Heimatländer und beleuchtet ihre persönlichen Lebensverhältnisse. Beide lassen Familie zurück, Kinder, Ehepartner, eigene Eltern. Bis auf wenige Urlaubswochen im Jahr beschränkt sich der Kontakt auf elektronische Medien. Eine zusätzliche Belastung zu dem physisch und psychisch aufreibenden Beruf, dem sie in der Fremde nachgehen. Stanimira kommt aus Sliven, einer Kleinstadt in Bulgarien. Sie ist 46 Jahre alt, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Seit drei Jahren betreut sie in Renningen in der Nähe von Stuttgart den 96-jährigen Willi Eichhorn. In Bulgarien war sie über 20 Jahre Verkäuferin. Um ihre finanzielle Situation zu verbessern, suchte sie im Internet nach einer Agentur, die Betreuerinnen nach Deutschland vermittelt. Über die 'Sofiapflege' kam sie nach Renningen. Mit Mira, wie sie von den Familienangehörigen genannt wird, hatten sie grosses Glück, erzählt der Sohn von Willi Eichhorn. Stanimira bleibt für viele Monate am Stück und fährt nur einmal im Jahr für vier Wochen nach Hause. So hat der hochbetagte Willi Eichhorn, dessen Demenz fortschreitet, eine kontinuierliche Betreuung und Stanimira wenig Verdienstausfall. Allerdings ist die Arbeit als Betreuerin, die permanente Verfügbarkeit anstrengend und kräftezehrend. Nach drei Jahren braucht Stanimira einen Tapetenwechsel. Sie möchte Willi Eichhorn verlassen, ausgerechnet in der Corona-Krise. Suela ist Albanerin und ausgebildete Krankenschwester. Als die 32-Jährige von der Möglichkeit, in Deutschland zu arbeiten, erfährt, arbeitet sie in einer Klinik und lebt mit ihrem Mann und der sechsjährigen Tochter in der kleinen Stadt Librazhd. Um eine bessere Zukunft zu haben, entscheidet sie sich für ein Ausbildungsprogramm der DEKRA, um später als Fachkraft in Deutschland arbeiten zu können. Das Programm läuft in Kooperation mit deutschen Kliniken und Senioreneinrichtungen und endet mit der Fachkundeprüfung für deutsche Pflegekräfte. Bis dahin arbeitet Suela als Hilfskraft in einer Senioreneinrichtung der Volkssolidarität im sächsischen Aue. Ihren Mann und ihre sechsjährige Tochter sieht sie jeden Tag, allerdings nur am Handy. Sie mussten in Albanien bleiben. In ihrer Freizeit lernt Suela viel Deutsch. Um die Prüfung bestehen zu können, muss sie besser Deutsch sprechen. Als Fachkraft würde sie mehr verdienen und könnte dann Tochter und Mann nach Deutschland holen. Das ist ihr grosser Traum. Die '37°'-Sendung steht am Sendetag ab 8.00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung.