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Kulturplatz

Themen: Die Unsichtbaren – Warum sich mit Putzen nicht glänzen lässt

Kategorie
Darstellende Kunst
Produktionsinfos
Magazin
Produktionsland
CH
Produktionsjahr
2023
Beschreibung
Wer putzt? Diese Frage lässt tief in eine Gesellschaft blicken. Zu Hause putzen Frauen doppelt so viel wie Männer und als angestellte Putzkräfte sind es ebenfalls meist Frauen sowie Migrantinnen und Migranten. Anerkennung gibt es fürs Saubermachen nur wenig. Die Putzarbeit ist schlecht oder gar nicht bezahlt. Dass Putzen ein relevantes gesellschaftspolitisches Thema ist, findet auch das Frauenmuseum im österreichischen Hittisau. In der Ausstellung 'Blitzblank!' erforscht das Museum die Rollenbilder, die mit dem Putzen verbunden sind und rückt in den Fokus, was häufig im Verborgenen stattfindet. Das machen auch das Wiener Künstlerduo 'Honey & Bunny'. Pointiert und witzig beschäftigen sich Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter in einer dokumentarischen Kunstperformance mit der Kulturtechnik des Putzens. Dabei hoffen sie, dass Saubermachen einmal zum Lifestyle-Event werden könnte. Auf Instagram & Co.finden derweil sogenannte 'Cleanfluencer', dass Putzen das Wohlbefinden steigern kann. Putzen soll happy machen: Spätestens seit der Wirtschaftswunderzeit ist das das trügerische Versprechen der Putzwerbung. Glücklich macht Putzen wohl nur jene, die wirklich freiwillig den Staubwedel schwingen. Wo viele Menschen zusammen auf kleinem Raum leben, herrscht immer Reinigungsstress: In sieben Wohnungen organisiert und mit 30 Mitbewohnenden ist die Wohneinheit 1 der Wohnbau-Genossenschaft Giebel in Bern eine Art Riesen-WG. Neben Zweizimmerwohnungen gibt es hier WGs und Familien-Wohnungen, das Haus wird gemeinschaftlich selbst verwaltet. Haussitzungen helfen beim Organisieren. Grosses Thema stets: das Putzen. Wer putzt den Eingang, wer den Korridor? Wieso braucht es immer eine gute Fee, die alles zusammenhält und wer organisiert den Industriekletterer, der jedes Jahr einmal die Scheibe des verglasten Treppenhauses reinigt? Jede Wohneinheit organisiert sich wiederum selber. Braucht es einen Ämtliplan oder nicht? Wieso weiss der neue Mitbewohner nach vier Monaten noch nicht, wo der Staubsauger untergebracht ist? Eine Reportage über gemeinschaftliches Putzen und darüber, an wem es immer hängen bleibt. Für Heldengeschichten eigneten sich Reinigungskräfte lange nicht, wie die Filmgeschichte zeigt. Wer putzt, dem gebührte im Kino die Nebenrolle. Höchstens als Camouflage sind Putzwagen und Overall insbesondere in Heist-Filmen seit Jahrzehnten ein Klassiker – abgestaubt wird nicht das Bücherregal, sondern der millionenschwere Diamant-Klunker. Doch nun scheint ein Umdenken im Gang zu sein. Die Unterhaltungsindustrie antizipiert die anhaltende Gesellschaftsdebatte über soziale Ungerechtigkeit und Gleichstellung in Filmen und Serien und stellt die Putzhilfe ins pralle Scheinwerferlicht.